Themen

Gemeinschaft leben

I

n der Schule Twann wird die Gemeinschaft gepflegt. An dieser Schule gehen von der Basisstufe (Zyklus 1) bis zur Oberstufe (Zyklus 3) alle Kinder und Jugendlichen ins gleiche Schulhaus. Die Klassenzimmer von ganz jungen Kindern und von älteren Jugendlichen liegen nahe beieinander und die Schülerinnen und Schüler begegnen sich im Tagesverlauf in ganz natürlicher Weise. Das gemeinsame Leben der Schule bleibt nicht dem Zufall überlassen: Die Schule ist so organisiert und geleitet, dass das Lernen von positiver und konstruktiver Gemeinschaft und die gegenseitige Verantwortung gefördert und geübt wird. Die Lehrpersonen und die Schulleitung investieren mit pädagogischer Überzeugung viel in das gelingende Zusammenleben aller im Schulalltag.

04-parallax-1.jpg

Schülerinnen und Schüler werden direkt einbezogen und bringen sich im möglichen und sinnvollen Mass in diesen Gestaltungsprozess ein. Im Schulhaus, auf dem Pausenplatz, in den Klassenzimmern entsteht eine lebendige Lebenswelt, die alle Kinder und Jugendlichen begrüsst und miteinschliesst. Projektarbeiten und künstlerische Objekte machen die Kreativität der Klassen und der einzelnen Schülerinnen und Schüler klassen- und zyklusübergreifend sichtbar – auch für Besucherinnen und Besucher. Die Organisation der Schule und die Gestaltung des Schulalltages erzeugen eine wertschätzende und konstruktive Atmosphäre.

Im Wochen- und Jahresablauf mit regelmässigen gemeinschaftsbildenden Ritualen, Anlässen und Erlebnissen wachsen die jüngeren Schülerinnen und Schüler in die Gemeinschaft hinein. Mit dem älter werden lernen sie allmählich mitzuwirken, Verantwortung zu übernehmen und den Jüngeren zu helfen. Dabei sind die Lehrpersonen wichtige Vorbilder. Die Gemeinschaft wird zunächst von den Kindern als Halt und Sicherheit gebend erlebt, sie erfahren wie sie sich einbringen und mitgestalten können und lernen allmählich, selber Grundregeln der Gemeinschaftskultur anderen zu vermitteln. Sowohl die Lehrpersonen wie die Schülerinnen und Schüler ­­– alle, von klein bis gross – üben sich ein, die Gemeinschaft zu leben. Viele der gemeinschaftsbildenden Elemente im Jahresverlauf führen auch zu kostbaren Momenten des entspannten Zusammenseins und geben Raum für Spiel, Freude und Spass für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Ein Grundprinzip der Schule in Twann heisst: Partizipation, Teilhabe der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Es können viele Details im Schulleben genannt werden, die bereits auf der Klassenebene dieses Prinzip einüben lassen. Es seien beispielhaft der Klassenrat und das Göttisystem (Peer to Peer Feedback) genannt. Klassenübergreifende regelmässige gemeinsame Anlässe für alle Klassen sind während des Schuljahres eingeplant. Der gemeinsame Schulbeginn am Montagmorgen (Montagsforum), das Unihockey-Turnier, das Wintersportlager und das alternative Winterlager, altersdurchmischte Projektwochen, zyklusübergreifende Projekte, das Ideenbüro, das Sommerfest, das Schulschlussfest sind Wege, um die Wertehaltung der Schule, die Gemeinschaft zu leben und kontinuierlich im Alltag zu verankern.

Um diese Schulkultur deutlich zu machen, werden nun beispielhaft das Montagsforum (wöchentlich), die Pausenplatzkultur (täglich) und der Sporttag (jährlich) beschrieben.

Das „Montagsforum“ als gemeinsamer Start in die Woche ist ein Teil partizipativer Schulentwicklung. Zu Beginn der Woche versammeln sich alle Schülerinnen und Schüler, gemeinsam mit den Lehrpersonen und dem Hauswart für 10-15 Minuten im Foyer des Schulhauses. Nach der Begrüssung durch die Schulleitung werden die wichtigsten Informationen zur neuen Woche verkündet. Das Montagsforum ist die Zeit, an dem Anlässe und Projekte kurz vorgestellt werden, an der News berichtet werden, in der die Klassensprecher ihre Anliegen vorbringen können, in der auf Geburtstage hingewiesen wird, in der positive Geschichten erzählt werden, und solche, aus denen alle etwas lernen können. Hier wird deutlich: Die Schulleitung ist in der Schule präsent, und sie sagt und zeigt allen ihre persönliche Haltung, ihre Werte und ihre Meinung. Die Grundhaltung der Montagszusammenkunft ist wertschätzend und fördert das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

04-parallax-3.jpg

Das Leben auf dem Pausenplatz umfasst täglich eine wesentliche Zeit der Entspannung, der Musse und der Begegnung zwischen den Kindern und Jugendlichen. Auf dem Pausenplatz verbringen alle Schüler und Schülerinnen ihre Pausen gemeinsam. Er lädt in seiner Gestaltung auf verschiedenen Ebenen zu einer Vielfalt von Spielen und Aktivitäten ein. Um die selbstverständlich entstehenden Konflikte und Schwierigkeiten als Anlass für soziale Lernprozesse zu nutzen, übernehmen – neben Lehrpersonen – auch einige Jugendliche im Zyklus 3 Aufgaben der Pausenaufsicht. Schwierigkeiten werden miteinander besprochen und möglichst gemeinsam gelöst. Das hilft den Gemeinschaftssinn alltäglich und selbstverständlich zu machen, und trägt wesentlich zu einer guten Pausenplatzkultur bei.

Der jährliche Sporttag ist ein Höhepunkt im Schuljahr. Der Sporttag ist ein Anlass für alle. Er wird in altersdurchmischten Gruppen mit unterschiedlichen Posten im Freien durchgeführt, das heisst in jeder Gruppe hat es Schülerinnen und Schüler aus allen Zyklen. Dieser Tag soll allen Kindern und Jugendlichen ermöglichen aktiv mitzumachen, auch wenn sie in ihren sportlichen Leistungen und bzgl. sozial- emotionalem Entwicklungsstand sehr verschieden sind. So ist es möglich, dass sich die Kinder und Jugendlichen über die Klassen- und Altersgrenzen hinweg näher kennenlernen. Die Posten sind differenziert geplant und z.T. über Jahre erprobt worden, damit alle mitmachen, an ihre Grenzen gehen und Punkte für ihre Gruppe sammeln können. Gegenseitig wird in der Gruppe geholfen, angespornt, getröstet und Erfolge gefeiert. Dabei unterstützen die Lehrpersonen jede Gruppe nach Bedarf. In einem Sportsgeist der Ermutigung erfahren Klein und Gross eine positive Unterstützung ihrer Leistungsbereitschaft, die sie am Sporttag unter Beweis stellen.

Magdalena Moeri Müller, Dozentin PHBern

04-parallax-4.jpg
Altersdurchmischung gelebt am Sporttag

J

edes Jahr bildet der Sporttag im Juni der Höhepunkt im Sportjahr der Schule Twann. In den „normalen“ Sportklassen (auch bereits altersdurchmischt) bereiten sich die Schülerinnen und Schüler von der 1. Basisstufe bis zur 9. Klasse auf die Disziplinen am Sporttag vor. Die 15 ältesten Kinder werden als Gruppen-Chefs (Gruppen à 9 Kinder) eingeteilt und stehen in der Verantwortung, für die Gruppe zu schauen. Folgende Aufgaben stehen hier unter anderem an:

  • Gruppe zusammen trommeln
  • Gemeinsames Einwärmen
  • Pünktliches Erscheinen zu den Wettkämpfen
  • Einteilung von Wahlwettkämpfen
  • Pushen für „gute“ Resultate
  • Trösten bei kleinen „Misserfolgen“
  • Helfen, wo es immer auch Hilfe braucht

Es ist immer schön, wie die Kinder in diese Aufgabe hereinwachsen!

Der Wettkampf am Morgen besteht aus altersgerechten Einzel- und Gruppenwettkämpfen, wobei immer ALLE Kinder eingesetzt sind. Der inoffizielle Höhepunkt stehen am Nachmittag die Gruppengesamtwettkämpfe Pendelstafetten und Seilziehen dar. Hier wird unter grossem Anfeuern aller Kinder gesprintet und gezogen, was das Zeug hält.

Rangiert werden die einzelnen Disziplinen nach Alterskategorien (was den ehrgeizigen Sportskanonen Raum gibt für sportliche Einzelerfolge) sowie der Gruppenwettkampf, welcher die Königsdisziplin des Sporttages darstellt, in sportlicher, vorallem aber auch in sozialer Hinsicht. Die Glace für alle beendet einen Sporttag welcher u. anderem viel Freude, grossen Einsatz, grosse Leistungen und kleine Misserfolge brachte, welche alle bereits den nächsten Lernschritt einläuten, wollen doch viele im nächsten Jahr ein Treppchen höher steigen oder in der Gruppe ein paar Punkte mehr einrennen… Gibt es eine bessere Motivation für zukünftige Lern- und Leistungserfolge?

Reto Marmet, Lehrperson Bewegung und Sport Zyklus 2 & 3, Schwimmen

 
read more: