Themen

Entwicklung wagen

Zum Beispiel im Werkunterricht

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nsere gemeinsame Reise durch das Teamteaching an der Oberstufe hat als Notlösung begonnen, als Oberstufenlektionen an unserer Schule frei wurden.  Wir beide hatten noch offene Kapazitäten, unterrichteten bereits Werken im Zyklus 1 und 2 und waren bereit, die Herausforderung Werken Zyklus 3 anzunehmen. Einzige Bedingung, damals aus Unsicherheit, heute aus Überzeugung: Zu zweit, von der Planung und Durchführung bis hin zur Reflexion, im Teamteaching.

Wo die individuellen Lernbedürfnisse in heterogener Lerngruppe berücksichtigt werden sollen, wo Lerninhalte mit vielen und unterschiedlichen fachlichen Aspekten vermittelt werden müssen, wo Handfertigkeit in differenzierter Form erarbeitet, geübt und angewendet wird, wo einige Schüler und Schülerinnen eine besondere Förderung benötigen, wo projektartig gearbeitet wird, wo verschiedene Sozialformen (Gruppen-, Partner- Einzelarbeit) verbunden werden, wo die breitgefächerte Sachkompetenz der Lehrkraft erforderlich ist, lässt das gemeinsame Unterrichten eine grössere Methodenvielfalt und wesentlich mehr Differenzierungsmöglichkeiten zu als im Alleingang – und macht ausserdem noch Spass!

Wir tragen die gemeinsame Verantwortung, wir ergänzen einander, wir tauschen uns aus, wir verteilen die Arbeit, wir tragen unsere Beurteilungen und Beobachtungen zusammen.

Dass sich unsere Begeisterung auch auf die Jugendlichen auswirkt zeigt sich darin, dass diese grösstenteils hoch motiviert zum Unterricht erscheinen, oft auf ihre Pause verzichten, gerne ins kreative Handeln abtauchen und dabei irgendwie zur eigenen Ruhe kommen und am Ende der Doppellektion dann oft schwerlich zum Zusammenpacken zu bewegen sind.

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Aus stundenplantechnischen Gründen ist unser Werkunterricht in je eine altersdurchmischte Mädchen- und Knabengruppe (7.-9.Kl) aufgeteilt. Die Themen sind für beide Gruppen dieselben und beinhalten meistens textile und technische Aspekte. Sie sind vielfältig und lassen grossen Spielraum zu. Nach einem gemeinsamen Einstieg und beim Ausführen eines vorgegebenen Auftrags machen sich die Schülerinnen und Schüler (SuS) bereits Gedanken zu ihrem eigenen vorgesehenen Projekt. Während der anschliessenden sorgfältigen Projektplanung, welche im textilen, im nicht-textilen Bereich oder einer Kombination der beiden möglich ist, einige Vorgaben (Verfahren, Zeitumfang….) unsererseits beinhaltet und auf dem bereits eigenständig erworbenes Wissen und Können jedes einzelnen basiert, stehen wir den SuS beratend bei und besorgen anhand ihrer Materiallisten alles Notwendige. Danach beginnt die produktorientierte Arbeit.

Während der Arbeit holen wir immer wieder einzelne Jugendliche oder kleine Gruppen zu uns, um einzelne Arbeitsschritte zu erläutern oder auf Schwierigkeiten aufmerksam zu machen oder diese zu besprechen. Oft helfen sich die Schülerinnen und Schüler aber auch untereinander und erklären einander Kniffs und Tricks. Dies geschieht altersdurchmischt, je nach Fertigkeiten, Interessen und Erfahrungen, die die einzelnen Jugendlichen mitbringen und für die anderen zur Verfügung stellen.

Nebst den breitgefächerten Projekten erteilen wir ein- bis zweimal pro Jahr einen Auftrag, bei welchem die SuS auf sich gestellt, selbständig und ganz klar nach Plan arbeiten. Während sie genau lesen, messen, schneiden, sägen, nähen etc. müssen, haben wir viel Zeit für Beobachtungen.

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Nach Abschluss einer Arbeit reflektieren die Jugendlichen ihre Arbeit, indem sie diese kurz im Plenum vorstellen und Gelungenes, Schwierigkeiten, Verbesserungen erläutern und Tipps geben. Je nach Projekt organisieren wir eine gemeinsame Vernissage oder Ausstellung, zu welchen hin und wieder auch Eltern und Lehrkräfte eingeladen werden.

In unsere Beurteilung miteinbezogen werden Alter der Schülerinnen und Schüler, Planung und Dokumentation, Arbeitsweise und Ausführung. Die Planungsdokumentationen, welche in einem Ordner gesammelt werden, enthalten Auftragsblätter, Planungs- und Arbeitsschritte, Skizzen, Materiallisten und Selbstreflexionen. Bei Letzteren fällt auf, wie realistisch und klar die Jugendlichen ihre Arbeiten meist beurteilen und reflektieren.

Marianne Steiner & Claudine Zesiger, Lehrpersonen Zyklus 2 und 3 in Twann

 
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